Gospelboat Chormeeting 2010

An diesem Wochenende (17.09.-19.09) nehmen wir zum 6. Mal am Chormeeting auf dem Koppelsberg in Plön teil. Den Koppelsberg könnte man als unser zweites „Chor-Zuhause“ bezeichnen. Viele schöne Stunden haben wir dort bereits verbracht. Die Chormeetings waren die ganz großen Events, aber wir haben auch an diversen Chorleiterprüfungen als Prüfungschor teilgenommen und sogar eine CD im dortigen Studio aufgenommen.

Jetzt ist es wieder soweit. Kaum angekommen, fühle ich mich sofort wohl, alles ist sehr vertraut. Der Freitagabend ist traditionell der Zeitpunkt, an dem sich die Chöre vorstellen. Das geschieht an diesem Abend gewohnt abwechslungsreich und humorvoll. Das wie immer entspannte Koppelsberg-Team um Hartmut Naumann führt durchs Programm, stellt die Chöre vor und macht Werbung für die Workshops, die am nächsten Tag folgen werden.

Die Vielfalt der Chöre ist groß. Ein kleiner Jugendchor aus Altenholz beeindruckt mich besonders. Er besteht lediglich aus sieben Sängerinnen und Sängern, jeder Einzelne muss seine Stimme perfekt können. Am nächsten Tag erzählen mir zwei Mitglieder dieses Chores, dass die Gruppe sogar ein eigenes Musical geschrieben und aufgeführt hat!

Der Abend klingt gemütlich in der „Blue-Note“-Bar aus.  Die Party ist nicht endlos, denn am nächsten Tag steht einiges auf dem Programm, und es empfiehlt sich, fit zu sein…

Der Samstag beginnt mit einer dreistündigen Probe, die Micha Keding und Adi Ariwodo aus Bremen leiten. Micha Keding kennen wir bereits von früheren Veranstaltungen. Wir lernen an diesem Tag fünf neue Stücke, d.h. zwei kennen wir schon: „Help me lift him up“ haben wir aktuell im Programm, und „The gospeltrain“ hieß bei uns früher „Git on board“.

Jedenfalls lernen wir darüber hinaus drei wunderschöne Gospels: „Give him the highest praise“, „I see the lord“ und „By his mercy“. Micha und Adi sind ein gutes Team. Micha bringt uns die Töne bei und begleitet uns mit seinem grandiosen Klavierspiel. Mit seiner klaren strukturierten Art und seinem Witz fesselt er unsere Aufmerksamkeit, und wir kommen schnell voran. Adi ist Afrikaner und kommt aus Nigeria. Er strahlt pure Lebensfreude aus! Er animiert uns immer wieder zu intensiverem Singen und kann gar nicht verstehen, dass wir Noten brauchen. Er selbst kennt keine Noten.

Nach dem Workshop folgt die Mittagspause, und dann geht’s in die verschiedenen Workshops. Jeder kann zwei 90-minütige Workshops besuchen.  Ich entscheide mich als erstes für „Bodypercussion“. Bereits vor zwei Jahren nahm ich daran teil und hatte viel Spaß! Auch heute werde ich nicht enttäuscht: Ingo Hassenstein leitet wieder den Workshop und belustigt mit seinem trockenen Humor sofort die ganze  Gruppe. Ein sehr entspannter Typ!  Entspännt, wie er sagen würde…  Aber hier ist volle Konzentration gefordert, das merken wir schnell. Schrittfolgen, Klatschen und Reden in bestimmten unterschiedlichen Rhythmen, gleichzeitig. Es ist nicht einfach, macht aber wie gesagt sehr viel Spaß. Ich würde wieder hingehen!

Die Zeit verfliegt, und schon ist der erste Workshop beendet. Kaffeepause!

Danach werde ich als Zuschauerin beim Solo-Workshop Zeugin eines besonders erheiternden (wie ich finde!) Moments. Der Soloworkshop wird von Adi geleitet und ist von der Teilnehmerzahl her begrenzt. Aus jedem Chor können nur wenige Leute teilnehmen. Dafür hat es Gutscheine gegeben. Der Workshop beginnt, und eine Teilnehmerin fragt, ob sie ihm jetzt die Gutscheine geben sollen. Alle haben  ihre Gutscheine ausgepackt. Adi guckt verwirrt, er versteht nicht. „Der Gutschein“, sagt jemand. Schweigen. Adi, der gerade noch ein bisschen am Klavier geklimpert hatte, überlegt. Er runzelt die Stirn und fragt: „Ist das ein Gutschein für Essen?“ Das ist zuviel, alle biegen sich vor Lachen. Die Mentalität der Afrikaner ist doch wirklich sympathisch, denke ich.  Von den Gutscheinen hat er augenscheinlich noch nichts gehört, und es interessiert ihn auch nicht wirklich. Er fängt an, ein afrikanisches Märchen zu erzählen, das von Aufwärmübungen begleitet wird. Es handelt von einer Prinzessin, die sich in einen armen Mann verliebt und aufgrund dessen von ihrem Vater in den Dschungel verbannt wird.  Wenig später hört man die Teilnehmer gemeinsam sprechen: „Ich will mein Mädchen sehen, ich will mein Mädchen sehen“.

Ich entschließe mich spontan, noch beim „Spontanchor“ vorbeizuschauen und erlebe Peter Horst als Chorleiter. Das macht auch Spaß! Wir singen „We are the world“ von Michael Jackson, und auch Peter Horst begeistert mit Engagement und Humor.

Dann gibt’s schon wieder Abendessen, und wenig später folgt die letzte Probe dieses Tages. Kurz nach 21:00 ist Feierabend, und wer noch Energie hat, nimmt an der Abendandacht um 22:00 teil.

Am Sonntag folgt die große Abschlussveranstaltung in der Nikolaikirche in Plön, das so genannte Gospelprayer. Um halb zehn ist Stellprobe und Soundcheck. Alle finden ihre Plätze,  jeder Chor singt einige Takte, die Technik wird eingepegelt. Mich wundert wieder einmal, wie gelassen das Team ist. Keiner verfällt in Hektik, und alles klappt wie am Schnürchen.

Um elf Uhr beginnt der Gottesdienst, und Hartmut begrüßt Sänger und Publikum. Danach folgen Stücke der einzelnen Chöre, verschiedene Lesungen und eine (wie gewohnt) eindringliche Predigt von Frie Bräsen. Adi singt „Hallelujah“ von Leonard Cohen, einfach wunderschön! Wir singen „Lord hold me now“ mit dem schönen Solo von Gaby G. und ernten begeisterten Applaus! Ein schönes Gefühl.

Und natürlich singt der Masschoir die gelernten Stücke. Die Stimmung steigt immer weiter, und man spürt die Begeisterung der knapp 400 Sänger, die sich bereits durch das ganze Wochenende gezogen hat! Den Schluss der Stücke haben wir offensichtlich nicht ausreichend geprobt, das Ende ist oft eher unbestimmt oder abrupt. Aber dadurch, dass Adi dann immer laut und herzlich lacht, ist alles vergessen. Was für eine Ausstrahlung…  Man kann einfach nur mitlachen!

Es ist immer ein ganz besonderes Wochenende auf dem Koppelsberg, und dieses Jahr bildet keine Ausnahme. Lange werden sich noch die Melodien in den Köpfen ausbreiten, und viele werden im Büro vor sich hinsummen…

Vielen Dank dem Koppelsberg-Team, die dieses besondere Event erneut mit einer perfekten Organisation möglich gemacht haben!

Gaby von der Heydt