kellenhusen2013

 Blick von der Empore der St. Petri-Kirche in Kellenhusen (Foto: Ulrike Behrend)

 

2. Augustwochenende, Sonntag früh morgens: Heute ist wieder DER Tag! Wir singen in Cismar und Kellenhusen.  Um 7:45 gehe ich aus dem Haus, kurz darauf sitze ich im Auto meiner Schwester, zu viert machen wir uns auf den Weg nach Cismar.

Jedes Jahr denke ich während der Fahrt: „Morgenstund hat Gold im Mund.“, so auch heute. Wir fahren über die Dörfer, betrachten die schöne Landschaft in dieser morgendlichen Stimmung. Es ist kaum etwas los auf den Straßen.  Den Eselpark lassen wir rechts liegen, weiter geht es über Harmsdorf, vorbei an Braasch´s Schinkenräucherei….überall bekannte Orte und Namen.

Pünktlich um 8:40 erreichen wir Cismar. In der Kirche wurde bereits die Technik aufgebaut. Das Team ist noch nicht ganz fertig, und so singen wir uns wie gewohnt im Nebenraum der Klosterkirche ein. Die Kirche ist bislang nur spärlich besetzt, fällt mir auf. Das ist hier wirklich ungewohnt! Aber nach dem Einsingen ändert sich das nach und nach, und schließlich ergibt sich das gewohnte Bild: Die Kirche ist voll, und hinten beim Eingang stehen noch weitere Zuhörer.

Eine Frau bringt ihre kleine Tochter nach vorn und erklärt, dass diese unbedingt in der ersten Reihe sitzen möchte. Und so geschieht es. Das kleine Mädchen nimmt in der ersten Reihe Platz, während ihre Mutter wieder nach hinten geht.

Um 9:30 startet unser Gottesdienst. Das Programm ist hier naturgemäß kürzer, da wir in zwei Stunden in Kellenhusen mit dem gleichen Programm auftreten werden. Heute ist sogar wieder Pastor Schönle anwesend, wie schön!

Nach unserem ersten Stück Come let us sing begrüßt er das Publikum und uns. Meine Schwester sagt hinterher, keiner könnte den Namen Gospelboat so begeistert aussprechen wie er. Das trifft es wirklich, heute wie vor 20 Jahren!

Nach den Abkündigungen begrüßt Gaby G. das Publikum und lobt das Technik-Team, welches heute noch früher als der Normalbürger äh –sänger aufstehen musste. Danach geht’s weiter mit unserem Programm. Alles läuft reibungslos. Shout to the lord singen wir heute ohne Solo. Gestern bei der Probe haben wir das erstmals probiert und festgestellt, dass es auch in dieser Form gut klingt. Und trotzdem: Melanies wunderschöne Stimme vermisse ich!

Ansonsten ist alles wie immer. How I got over erzeugt richtig gute Stimmung, und überhaupt ist das Publikum begeistert und honoriert unsere Stücke mit viel Applaus! Das kleine Mädchen hört uns fasziniert zu und strahlt. Bei vielen Stücken steht sie sogar auf und tanzt ein bisschen dazu. Einfach süß!

Nach dem gesungenen Glaubensbekenntnis tritt Dr. Schönle an das Mikrophon und würdigt, dass unsere Stücke im Laufe der Jahre immer komplizierter geworden und trotzdem mitreißend geblieben seien. Darüber hinaus erwähnt er unsere CD´s, die normalerweise nach dem Gottesdienst am Ausgang verkauft werden. Uups. Das ruft unseren Chorleiter Heiko Rahf auf den Plan. Er teilt dem Publikum mit, dass der CD-Koffer heute leider nicht mitgekommen sei, da eine Sängerin krank wurde. Dann macht er noch lachend eine Bemerkung in Richtung des Pastors, dass dies genau der richtige Zeitpunkt sei, um das mitzuteilen, zwischen Glaubensbekenntnis und Vaterunser… Pastor Schönle antwortet schlagfertig, dass er die letzten 60 min darüber nachgedacht hätte, wo er das unterbringen könnte!

Es folgen dann Vaterunser und Segen und anschließend unser offiziell letztes Lied Glory to god. Das Publikum zeigt durch lang anhaltenden Beifall, dass dies noch nicht das Ende sein soll, und so singen wir zum Abschluss noch Born again und Oh happy day. Bei letzterem Stück gibt es standing ovations, und dann müssen wir uns wirklich verabschieden.

Draußen regnet es mittlerweile heftig, und ich stelle mich auf dem Weg zum Auto bei verschiedenen Bäumen unter, um nicht allzu nass zu werden.  Beim vorletzten Baum sage ich zu zwei ebenfalls nassen Gestalten „Von Baum zu Baum…“. Die beiden grinsen und sagen, dass unser Gottesdienst wieder sehr schön gewesen sei! Es stellt sich heraus, dass die beiden aus Bayern kommen und schon öfter hier Urlaub gemacht haben. Und offensichtlich unsere Musik genossen haben! Achja, der Gottesdienst im Rahmen des Klosterfestes in Cismar ist schon etwas Besonderes.

Und in Kellenhusen sowieso, wie sich bald herausstellen wird.  Heute gibt es die berechtigte Hoffnung, dass wir pünktlich anfangen können. Denn im Gegensatz zu früheren Veranstaltungen wurde hier heute Morgen schon unsere Technik aufgebaut, so dass wir eigentlich nur noch eintreffen und anfangen müssen. Einzig und allein das E-Klavier wurde noch transportiert und muss angeschlossen werden. Und hier taucht ein Problem auf. Das Klavier ist nicht mehr funktionstüchtig, aus welchem Grund auch immer. Bis vor 30 min hat es noch einwandfrei funktioniert.

Was nun? Ein Gottesdienst ohne Klavierbegleitung ist für uns schwieriger, und vor allem klingt es vermutlich schlechter. Schließlich wird beschlossen, die Orgel mit ein zu beziehen! Petra und Mareike werden demnach jetzt Orgel spielen. Natürlich ist die Orgel auf der Empore. Der Kirchenraum in Kellenhusen ist zum Glück nicht ganz so groß, so dass das alles machbar ist. Wir starten wie gewohnt mit 20 min Verspätung.

Als zu unserem ersten Stück (Come let us sing) Orgelklänge zu hören sind, erzeugt das im Chor doch ziemliche Heiterkeit!  Einige im Publikum wissen sicherlich nicht, wie sich unsere Stücke anhören.

Für uns ist dies auch ein völlig neues Erlebnis! In über 20 Jahren Gospelboat kann ich mich an eine vergleichbare Geschichte nicht erinnern…

Immer wieder muss jemand lachen, weil es einfach völlig anders klingt. Vom Chor aus können wir die beiden Orgelspielerinnen sehen, und es ist ziemlich eindeutig, dass die beiden viel Spaß haben. Und so wird es insgesamt ein noch fröhlicherer Gottesdienst, als man es ohnehin von uns kennt.  Ab und zu rasen Mareike und Petra die Treppe zur Empore hoch und runter, um z.B. ein Solo zu singen oder Cajon zu spielen.

Nach dem besonders schwungvollen Stück Every Sunday morning folgt eins meiner Lieblingsstücke Akanamandla. Begeistert singe ich in der zweiten Strophe Sim-du-ba-zi-le und höre neben mir den Tenor Sim-du-ma-zi-le singen. Ich bin verwirrt, aber meiner Sache sicher. Und so wette ich nach dem Lied kurz mit Vigo um einen Euro, dass es Sim-du-ba-zi-le heißt.  So wird man sein Geld auch los, wie ich am Ende feststellen muss. Wieder etwas gelernt! Dabei war ich so froh, als ich mir die Strophen (scheinbar) endlich merken konnte.  Akanamandla, Simdumazile, Simsabisile. Hilfe.

Aber es geht weiter. Der Kontakt zum Publikum ist in dieser kleineren Kirche wie immer intensiver. Vielleicht ist das Publikum hier auch bewegungsfreudiger. In jedem Fall stehen die Zuhörer diesmal schon bei Born again auf und drücken ihre Begeisterung aus.  Mit dem Klassiker Oh happy day endet auch dieser besondere Gottesdienst.

Nach drei Stunden Gesang erschöpft aber auch extrem zufrieden lassen wir diesen Vormittag beim anschließenden Mittagessen ausklingen.

Cismar 2014, wir kommen!

Gaby von der Heydt