(Foto: Detlef)
Heute werden wir erstmals in der Kirche in Brokstedt singen. Eine Chorsängerin kommt auf ihrem täglichen Weg zur Arbeit immer an der Kirche vorbei, und sie fand, es sei Zeit, dass wir dort einmal singen!
Ich fahre mit Ulrike, und wir treffen uns an der Vicelinkirche, also unserem Probenort. Bislang war ich noch müde und hätte auch gut weiter auf dem Sofa Zeitung lesen können. Jetzt aber treffen wir auch noch eine andere Fahrgemeinschaft, und ich beginne mich auf das Konzert zu freuen.
Nach ca. 40 min kommen wir in Brokstedt an. Zunächst fällt mir auf, wie schön diese Kirche ist. Es handelt sich um einen kreuzförmigen Backsteinbau mit einer holzgetäfelten Decke. Die Fenster sind besonders schön, zum Teil rund und mit einer bunten Verglasung. Ich bin wirklich beeindruckt und fühle mich hier sofort wohl.
Das Einsingen beginnt. Wir sind heute gut besetzt und es dauert einige Zeit bis jeder seinen Platz gefunden hat. Wir proben noch einmal unsere neuen Stücke Ain´t gonna let nobody und Jesus is right here now. Es klappt gut. Nach dem Einsingen bleibt noch etwas Zeit. Inzwischen ist auch meine Schwester eingetroffen. Ich bin froh, dass sie es pünktlich geschafft hat, denn wir werden gleich gemeinsam das erste Solo singen.
Plötzlich taucht noch ein anderes bekanntes Gesicht auf. Jan, ein besonderer Freund und ehemaliger langjähriger Gospelboatler kommt auf mich zu. Ich freue mich riesig, ihn und seine Familie zu sehen! Sie sitzen heute in der ersten Reihe. Na, wenn das kein gutes Omen ist! Die Kirche ist übrigens richtig gut gefüllt, wie schön!
Es geht los. Mit unserem ersten Stück Sing a new song zieht der Chor in die Kirche ein. Anschließend werden wir von einem Mitglied des Kirchenvorstands begrüßt. Sie heißt uns willkommen und verspricht den Zuhörern, dass sie viel Freude haben werden. An uns gewandt drückt sie die Hoffnung aus, dass wir einmal wiederkommen. Das sind wirklich Vorschusslorbeeren, denn diese Frau hat uns noch nie gehört. Aber ich bin sicher, wir werden sie nicht enttäuschen! Gaby G. bedankt sich anschließend für den herzlichen Empfang und begrüßt ihrerseits das Publikum.
Jetzt starten wir mit unserem Programm und singen He´s got the whole world in his hands, und zwar heute in einem sehr zügigen Tempo. Aber es funktioniert gut und ist ein schwungvoller Auftakt. Das nachfolgende Michael row the boat ashore ist dann eher etwas zum Mitsingen.
Den nächsten Gospel Freedom is coming singen wir schon ewig. Ich sehe Jan begeistert mitsingen und freue mich. Es folgt Ain´t no rock, was wir erst seit Kurzem im Programm haben. Es ist ein peppiger Song, und seit heute Mittag kann ich auch den Text. ;-)
Die nächsten beiden Lieder sind ganz neu. Ain´t gonna let nobody haben wir tatsächlich zum ersten Mal bei unserer Feier zum 25. Jubiläum geprobt. Statt eine Rede zu halten, nutzte unser Chorleiter die Zeit lieber, um ein neues Stück zu testen. Eckart macht jetzt die Ansage und erzählt, dass das Lied aus der amerikanischen Bürgerbewegung stammt. Ich finde, das spürt man, denn es ist ein sehr kraftvolles Lied.
Jesus is right here now ist eine echte Premiere. Es klappt tadellos, und auch die Solistinnen Jenny und Nicola machen ihre Sache gut.
Mir fällt auf, dass wir momentan wirklich einige neue Stücke haben. Auch das folgende
I´m gonna wait on Jesus ist noch nicht lange im Programm. Wir haben es von dem schwedischen Chor übernommen, der uns im letzten Jahr besucht hat. Das Lied macht allen viel Spaß (glaube ich), denn es hat eine witzige Choreographie und ist sehr mitreißend.
Es geht weiter im Text. Nach unseren fast Klassikern How great is our god und Shout to the lord folgt In the house of the lord, welches ebenfalls sehr schwungvoll ist. In der Ansage begrüßt Ulrike B. Jan und sagt, es seit immer wieder schön, ehemalige Gospelboatler zu sehen. Und sie merkt an, dass es auch gut zu sehen wäre, dass auch er älter geworden sei, woraufhin Gelächter folgt.
Es scheint, als haben heute alle gute Laune! Das Publikum macht begeistert mit, der Chor strahlt. Ich muss sagen, mir macht bislang jedes Lied Spaß! Die zweite Hälfte des Programms ist gefüllt mit Liedern, die wir schon länger singen, z.B. das peppige Never alone oder Mamalye. Die Choreographie dieses Stücks amüsiert wie immer das Publikum und den Chor. Ich finde unser Programm klasse!
Schließlich kommen wir zu den letzten beiden Songs im Hauptprogramm. Nicola sagt die Stücke an und bedankt sich bei der Technik, womit sie unserem Chorleiter vorgreift. Wir singen zum Abschluss Yes I´m coming home und Higher and Higher. Das Publikum spendet euphorischen Applaus und nahezu jeder erhebt sich von seinem Platz. Das ist überwältigend! Was für eine Stimmung! Ich kann nicht anders als strahlen, es ist ein so tolles Gefühl.
Auch Heiko sagt in der folgenden Ansage, dass wir uns über „standing ovations“ natürlich sehr freuen, und er kündigt die erste Zugabe How I got over an. Das Solo singt wie meistens Vigo, und bei diesem Lied kann man eigentlich nur tanzen.
Wieder klatscht das Publikum begeistert, so dass jetzt Born again folgt, auch ein Klassiker in unserem Programm. Das Solo fordert von mir zum Ende des Konzerts nochmal richtig Energie, aber dieses Stück gibt sie mir immer doppelt zurück. Das Lied kann ich wirklich aus voller Überzeugung singen.
Jetzt geht Heiko erneut nach vorn, bedankt sich beim Publikum und meint, er würde es aber nicht nach Hause schicken, ohne noch mit ihm gemeinsam Oh happy day zu singen. Er dreht sich um und fragt: „Wer singt das heute?“ Eine Chorsängerin ruft spontan: „Jan!“, woraufhin der halbe Chor einstimmt, natürlich auch ich! Unser Chorleiter runzelt zunächst die Stirn (später erzählt er mir, dass er Gloria das Lied nicht „wegnehmen“ wollte) und meint, Jan hätte das Lied ewig nicht gesungen. Das stimmt schon, aber er hat es damals mindestens zehn Jahre gesungen. Jan sieht nicht abgeneigt aus, und Gloria gibt ihm das Mikro. Damit ist die Sache entschieden.
Jan richtet das Wort noch kurz ans Publikum und entschuldigt sich schon im Voraus, falls es schiefgeht. Ich bin allerdings sehr optimistisch, dass das nicht der Fall sein wird. Und so ist es auch. Was den Ablauf angeht, braucht er noch ein Zeichen von Heiko, aber ansonsten singt er das Lied so grandios wie vor zehn Jahren und zwar so, als hätte er es letzte Woche bei der Probe zum letzten Mal gesungen.
Mir kommen fast die Tränen, es ist einfach zu schön! Und erinnert mich so an alte Zeiten. Was für ein großartiger Abschluss dieses Abends! Nach dem Lied bricht großer Jubel aus. Ich kann mir kein perfekteres Ende vorstellen.
Mit angeregten Gesprächen klingt die Veranstaltung aus, und das Publikum verlässt langsam die Kirche. Die Mitarbeiterin des Kirchenbüros sagt mir, dass wir zu gegebener Zeit erneut in Kontakt treten werden. Ja, das werden wir! Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Konzert in Brokstedt!
Gaby von der Heydt